Seit Jahrzehnten versuchen Wissenschaftler, die Wirksamkeit von Psychotherapien bei Depressionen zu verbessern. Bis vor kurzem nur mit mäßigem Erfolg.

Neue Studien lassen vermuten, dass die metakognitive Therapie (Adrian Wells, 2011) den lang ersehnten Durchbruch bringen könnte.

Der Behandlungsansatz der Metakognitiven Therapie unterscheidet sich grundlegend von anderen Therapien. Während in der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) viel Aufwand betrieben wird, um negative Gedanken umzudeuten, geht es in der metakognitiven Therapie nicht darum, den Inhalt der Gedanken zu verändern, sondern was wir über unsere Gedanken glauben (metakognitiv = Überzeugungen bezüglich der Gedanken).

Dadurch wird es möglich, Aufmerksamkeit von den negativen Gedanken abzulösen und das quälende Grübeln und Ruminieren endlich zu beenden…

__________________

Studien und Bücher:

Callesen, P., Reeves, D., Heal, C., & Wells, A. (2020). Metacognitive therapy versus cognitive behaviour therapy in adults with major depression: a parallel single-blind randomised trial. Scientific reports, 10(1), 1-10.

Fisher, P., & Wells, A. (2014). Metakognitive Therapie (Vol. 8). Junfermann Verlag GmbH.

Wells, A., Fisher, P., Myers, S., Wheatley, J., Patel, T., & Brewin, C. R. (2009). Metacognitive therapy in recurrent and persistent depression: A multiple-baseline study of a new treatment. Cognitive therapy and research, 33(3), 291-300.

Wells, A., Fisher, P., Myers, S., Wheatley, J., Patel, T., & Brewin, C. R. (2012). Metacognitive therapy in treatment-resistant depression: A platform trial. Behaviour research and therapy, 50(6), 367-373.

Wells, A., & Papageorgiou, C. (2004). 13 Metacognitive Therapy for Depressive Rumination. Depressive rumination, 259.

Wells, A. (2011). Metacognitive therapy for anxiety and depression. Guilford press.

Wells, A. (2013). Advances in metacognitive therapy. International Journal of Cognitive Therapy, 6(2), 186-201.

Angst was hilft wirklich

___________________

Einfach erklärt: 

Wie funktioniert metakognitive Therapie?

Metakognitive Therapie (metacognitive therapy, MCT) ist eine Form der kognitiven Verhaltenstherapie, die sich auf die Gedanken und Überzeugungen konzentriert, die bestimmte Emotionen und Verhaltensweisen auslösen. Im Gegensatz zur traditionellen kognitiven Verhaltenstherapie, die sich hauptsächlich auf die Veränderung negativer Gedankenmuster konzentriert, zielt MCT darauf ab, die metakognitiven Überzeugungen zu verändern, die die negativen Gedankenmuster erst ermöglichen.

Metakognitive Überzeugungen sind die Überzeugungen, die wir über unsere eigenen Gedanken und Gefühle haben. Zum Beispiel könnten wir glauben, dass wir immer kontrollieren müssen, was wir denken, oder dass wir immer richtig liegen müssen. Diese Überzeugungen können dazu führen, dass wir uns selbst unter Druck setzen und negative Gedankenmuster entwickeln. In der MCT werden diese Überzeugungen identifiziert und verändert, um negative Gedankenmuster zu verringern und das Wohlbefinden zu verbessern.

MCT besteht in der Regel aus mehreren Sitzungen, in denen der Klient und der Therapeut zusammenarbeiten, um die metakognitiven Überzeugungen zu identifizieren und zu verändern. Dies kann durch verschiedene Techniken wie Gedankenprotokollierung, Kognitionsbeobachtung und Reframing erreicht werden. Der Therapeut kann auch Übungen und Hausaufgaben zur Verfügung stellen, um die Fähigkeiten des Klienten zu stärken und die metakognitiven Veränderungen zu festigen. Die MCT ist eine wirksame Behandlung für verschiedene psychische Störungen, einschließlich Angststörungen, Depressionen und Zwangsstörungen.

Was ist das Aufmerksamkeitstraining in der metakognitiven Therapie?

Das Aufmerksamkeitstraining (Attention Training, kurz ATT) ist ein wichtiger Bestandteil der metakognitiven Therapie. Es dient dazu, dem Klienten bewusst zu machen, wie seine Aufmerksamkeit funktioniert und wie er sie gezielt lenken kann.

In der Regel wird das Aufmerksamkeitstraining in Form von gezielten Übungen durchgeführt, bei denen der Klient lernt, seine Aufmerksamkeit auf bestimmte Reize zu richten und zu kontrollieren. Dies kann zum Beispiel durch das bewusste Wahrnehmen von Sinneseindrücken (z.B. durch das Betrachten eines Bildes oder das Lauschen eines Klangs) oder durch das gezielte An- und Abschalten von Gedanken erfolgen.

Durch das Aufmerksamkeitstraining lernt der Klient, seine Aufmerksamkeit gezielt zu lenken und sich nicht von negativen Gedanken und Gefühlen ablenken zu lassen. Dies kann ihm dabei helfen, seine Gedanken besser zu kontrollieren und die metakognitiven Fähigkeiten zu verbessern, die für die metakognitive Therapie so wichtig sind.

Detached Mindfulness

Das Konzept der detached mindfulness, auch als abgelöste Achtsamkeit bezeichnet, ist ein wichtiger Bestandteil der metakognitiven Therapie. Es bezieht sich auf die Fähigkeit, Gedanken und Gefühle wahrzunehmen, ohne dass man von ihnen emotional beeinflusst wird.

Im Rahmen der metakognitiven Therapie wird dem Klienten beigebracht, seine Gedanken und Gefühle aus einer distanzierten Perspektive zu betrachten. Dies kann ihm dabei helfen, irrationale Überzeugungen und negative Gedankenmuster zu erkennen und gezielt zu verändern.

Durch die detached mindfulness lernt der Klient, seine Gedanken und Gefühle bewusst wahrzunehmen und zu akzeptieren, ohne dass er von ihnen emotional beeinflusst wird. Dies kann ihm dabei helfen, seine Gedanken und Gefühle besser zu kontrollieren und die metakognitiven Fähigkeiten zu verbessern, die für die metakognitive Therapie so wichtig sind.