Vielleicht haben Sie in ihrem Bekanntenkreis jemanden (oder womöglich haben Sie es sogar selbst schon mal ausprobiert?), der sich seine Ängste und negativen Gefühle mit Hilfe der sogenannten “Emotional Freedom Technik” wegklopft.

Die Emotional Freedom Technik kombiniert Elemente aus der Energetischen Psychologie mit der Meridianlehre aus der Akupunktur. Die Vorgehensweise ist überaus einfach und kann von jedem innerhalb kürzester Zeit erlernt werden:  Während man über das nachdenkt, was einem gerade zu schaffen macht (z.b. die Angst vor einer Prüfung oder ein traumatisches Erlebnis), muss man nur leicht auf die entsprechenden Akupunkturpunkte des Körpers klopfen und eine selbst akzeptierende Affirmation aufsagen:

Auch wenn ich Angst davor habe _________  (z.B. vor großen Gruppen zu sprechen), akzeptiere ich mich so wie ich bin.

Klingt das für sie wie Hokuspokus? Für mich ehrlich gesagt lange Zeit auch. Und auch unter den meisten Wissenschaftskollegen stieß die EFT-Technik auf sehr große Abneigung (Bakker, 2013; Gaudiano & Herbert, 2000). Grund für die große Ablehnung innerhalb akademischer Kreise waren vor allem haltlose Heilsversprechen (z.B. “mit dieser Technik kurieren Sie Ihre Phobie innerhalb von fünf Minuten!”) ohne jegliche empirische Belege und mangelhafte Nachweise der potentiellen Wirkmechanismen.

Doch all dies hat sich zu meiner großen Überraschung geändert! In den letzten Jahren wurde eine Vielzahl von randomisierten Experimenten durchgeführt, welche vermuten lassen, dass die Wirkung von EFT nicht nur auf Placebo-Effekte zurückzuführen ist (Church & Feinstein 2017, Church at al., 2017; Clond, 2016; Nelms & Castel, 2016; Sebastian & Nelms 2016). Dabei ließen sich in manchen Therapiestudien enorme Effektstärken beobachten, sodass insbesondere bei Patienten mit posttraumatischer Belastungsstörung teilweise Remissionsraten von 90% und 95% erreicht wurden (Church et al 2013; Geronilla et al., 2014). Leider wurde EFT jedoch in den meisten Therapiestudien nur mit passiven Wartekontrollgruppen verglichen. Eine der wenigen Ausnahmen ist dabei die Untersuchung von Nemiro und Papworth (2015), bei welcher EFT mit kognitiver Verhaltenstherapie (bei der Behandlung von sexuell missbrauchten Frauen aus der Republik Kongo) verglichen wurde. Wie fiel dieser Vergleich aus? Direkt nach der Therapie, waren beide Behandlungsformen in etwa gleich effektiv. Bei einer sechs Monate später stattfindenden Nachuntersuchung waren bei jenen Frauen, die eine kognitive Verhaltenstherapie erhalten hatte, jedoch größere Symptom-Verbesserungen zu beobachten.

Studien:

Church, D., & Feinstein, D. (2017). The manual stimulation of acupuncture points in the treatment of post-traumatic stress disorder: A review of clinical emotional freedom techniques. Medical acupuncture, 29(4), 194-205.

Church D, Feinstein D, Stapleton P, Gallo F, Yang A. Is tapping on acupuncture points an active ingredient in Emotional Freedom Techniques (EFT)? A review and meta-analysis of dismantling studies. Manuscript submitted for publication. 2017.

Church, D., Hawk, C.,  Brooks, A. J., Toukolehto,  O., Wren, M., Dinter, I., &  Stein, P. (2013). Psychological trauma symptom improvement in veterans using  Emotional Freedom Techniques: A randomized controlled trial. The Journal of Nervous and Mental  Disease, 201(2), 153–160.

Church, D., Sparks, T., & Clond, M. (2016). EFT (Emotional Freedom Techniques) and resiliency in veterans at risk for PTSD: A randomized controlled trial. Explore: the journal of science and healing, 12(5), 355-365.

Church, D., Yount, G., & Brooks, A. J. (2012). The effect of emotional freedom techniques on stress biochemistry: a randomized controlled trial. The Journal of nervous and mental disease, 200(10), 891-896.

Clond, M. (2016). Emotional freedom techniques for anxiety: a systematic review with meta-analysis. The Journal of nervous and mental disease, 204(5), 388-395.

Geronilla,  L., McWilliams, M., &  Clond, M. (2014). EFT (Emotional Freedom Techniques) remediates PTSD and psychological symptoms in  veterans: A randomized controlled replication trial. Presented at the Grand Rounds, Fort Hood, Killeen, Texas, April  17.

Nelms, J. A., & Castel, L. (2016). A systematic review and meta-analysis of randomized and nonrandomized trials of clinical emotional freedom techniques (EFT) for the treatment of depression. Explore: The Journal of Science and Healing, 12(6), 416-426.

Nemiro, A., Papworth, S.  (2015). Efficacy of two evidence-based therapies, Emotional Freedom Techniques (EFT)  and Cognitive Behavioral Therapy (CBT) for the treatment of gender violence in the Congo: A  randomized controlled trial.  Energy Psychology:  Theory, Research, & Treatment, 7(2), 13-25.